Madagaskar - Im Dorf Kianjasoa erwartet mich eine grosse Überraschung. Nach 7 Jahren sind die Wasserzapfstellen wie neu. Ein Bericht über meinen Besuch.
Die Panoramaaussicht vom Reservoir aus ist atemberaubend. Im Westen erblickt man einen Fluss, der sich glitzernd durch das Ankarananatals schlängelt, im Osten erloschene Vulkane, die majestätisch in den Himmel ragen. Mein besinnlicher Moment ist von kurzer Dauer, da sich die Dorfbewohner zu mir gesellen. Es ist bereits sieben Jahre her, dass wir sie beim Aufbau ihres Trinkwasserversorgungsystems unterstützt haben.
Ich folge der Menge und befinde mich bald vor einer Zapfstelle – ich reibe mir die Augen, träume ich? Sie ist komplett erneuert worden. Die Nutzer haben den Holzzaun durch eine Backsteinmauer ersetzt und vollständig neu gestrichen. Jetzt erinnert sie an eine Art kleine Festung, die ein kostbares Gut schützt. Mich erwarten noch mehr Überraschungen: Alle 7 Wasserzapfstellen des Dorfes wurden renoviert. Unter der Leitung des Wasserkomitees mobilisierten sich die Nutzer zur Renovierung aller Wasserzapfstellen, ohne externe Unterstützung. Der Präsident erklärt mir: „Wir wollten unter gar keinen Umständen wieder zum vorherigen Zustand zurückkehren. Wir wünschen uns, dass auch zukünftige Generationen über Trinkwasser verfügen.“ Stolz schauen sie mich an und ich gratuliere ihnen gerührt, da ich die Problematik nur zu gut kenne, mit welcher die Dorfbewohner leben. Ein solcher Unterhalt und Aneignung der Infrastruktur sind vorbildlich. 7 Jahre und die Zapfstellen haben nicht einen Makel.
Die Dorfbewohner gebrauchen das Wasser der Zapfstellen zum Trinken, kochen, Geschirr waschen aber nicht zur Körperwäsche, zum Wäsche waschen oder bauen. Trinkwasser ist ein knappes Gut, das mit Mass und Respekt verbraucht werden sollte. Für diese Tätigkeiten suchen sie die alte Quelle unterhalb des Dorfes auf. Ich lerne viel beim Austausch mit den Nutzern. Ich schätze den täglichen Verbrauch pro Person auf ca. 10 Liter im Durchschnitt! Das ist extrem wenig und für uns unvorstellbar. Trotz dieses sparsamen Gebrauchs mussten die Einwohner feste Uhrzeiten während der Trockenperioden aufgrund Wassermangels einführen. Leider gibt es keine andere Wasserquelle in der Region, welche die Erhöhung der Wassermenge gewährleisten könnte. Die drei Quellen müssen gepflegt werden, indem Bäume gepflanzt werden, um die Umgebung zu stabilisieren und das Versickern des Wassers zu erleichtern.
Was für ein Besuch! Schon ist es Zeit zu gehen. Vielleicht halten die Einwohner beim nächsten Mal schon eine neue Überraschung für mich bereit.
Das Wasserversorgungnetzt in Zahlen :
- 3 Quellfassungen,
- 1 Reservoir von 10 m3,
- 7 Zapfstellen,
- 7’070m Leitungsnetz.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Aline Tantscher