Die lokalen Gemeinschaften in unseren Einsatzgebieten versuchen ihre Lebensbedingungen aus eigenen Kräften zu verbessern. Sie warten nicht untätig auf vermeintlich heilbringende Hilfe von aussen, sondern setzen alles daran, ihre Situation zu verbessern. Bei unseren Betreuungsreisen stellen wir fest, wie tief verankert der innere Drang ist, Schwierigkeiten zu überwinden. Die Umsetzung von zufriedenstellenden und achhaltigen Lösungen scheitert oft an unzureichenden Mitteln. Wiederholte Fehlschläge untergraben die Moral der Gemeinschaften, nagen an ihrem selbstwertgefühl. Hinter dem Lächeln der Menschen verbirgt sich oft Frustration. Um sich aus dieser Sackgasse zu befreien, suchen viele in der Landflucht ein trügerisches Heil oder resignieren.
Die von uns unterstützten Hilfsprojekte sehen sich mit dieser Realität konfrontiert, in der es Desillusionen gibt wie Sand am Meer. Unser Ansatz spielt eine wichtige Rolle, um diese Mechanismen zu durchbrechen. Wir antworten nur auf von den Begünstigten formulierte Anfragen. Damit nutzen wir eine bereits existierende Dynamik. So können wir entwicklungshemmende Blockaden vermeiden und zugleich einen nachhaltigen Veränderungsprozess ins Rollen bringen.
Zwar legen wir nur ein Stück Weg zusammen zurück, aber genug, um den Begünstigten zu erlauben, einen Gang höher zu schalten – sei es dank dem Bau einer Verarbeitungsanlage, eines Wasserversorgungssystems oder einer Schule, sei es dank dem Anlegen eines Gemüsegartens. Darauf bauend können sie ihr Potenzial auf autonome Weise entfalten.
Die Quintessenz unseres Ansatzes besteht darin, den Begünstigten zuzuhören, ihre Kompetenzen wertzuschätzen und ihnen zu vertrauen. Wenn sie konkrete Resultate sehen, kehrt das Selbstvertrauen nach und nach zurück. Diese indirekte Konsequenz wird oft unterschätzt, denn sie ist mit herkömmlichen Indikatoren schwer fassbar. Sie kann nur langfristig wahrgenommen werden. Wir realisieren das Ausmass der gewünschten Veränderungen vor allem bei unseren Projektbesuchen. Ganze Regionen haben dank kohärent und koordiniert unterstützter Projekte einen neuen Elan erhalten. So treten tief verborgene Schätze (wieder) zutage und können endlich in ihrer ganzen Schönheit strahlen.
Xavier Mühlethaler